Wendelinuskapelle bei Winterscheid
In einer Entfernung von 10 Minuten vom Pfarrorte liegt am Bergeshang die Wendelinuskapelle. Im Jahre 1844 wurde sie an Stelle eines älteren Heiligenhäuschens von der Familie Siebers aus der Winterscheider-Bröl erbaut. Da die Kapelle auf einem Kirchengrundstück errichtet war, wurde sie der Pfarrkirche zugesprochen und steht daher auch unter der Verwaltung des Kirchenvorstandes. Im Jahr 1887 wurde sie, nachdem vorher schon ein neuer Fußboden gelegt worden war, von Robert Rosenthal ausgemalt, für 210 Mark, und 1889 mit einem neuen Schieferdach versehen, wozu ein ehemaliges Pfarrkind aus Bröl, zur Zeit in Amerika ansässig, 100 Mark beisteuerte. Die in der Oktav des Servatiusfestes zahlreich hier in Winterscheid eintreffenden Pilger pflegen diese Kapelle ebenfalls zu besuchen, dort zu beten und zu opfern. Für die Wohltäter der Kapelle werden jährlich sechs Hochämter gehalten. Im Jahr 1895 ließ der Rendant B. Walterscheid auf seine Kosten einen Altarstein und ein hl. Grab am Altar herrichten und schenckte ein Bild in Terrakotta, Christus im Grab ruhend (Pfarrchronik).
Im Jahr 1975 ist die Kapelle geplündert worden. Die Figuren, zumal die des hl. Wendelinus, sind verschwunden. Pfarrer Wagner ging in den Achtzigern mit einem Anstreicher in die Kapelle. Zur Untersuchung klopfte man mit einem Kugelschreiber an die Wand, wobei alte Bilder zum Vorschein kamen, die gut erhalten waren. Die Bilder stammen von dem Künstler Rosenthal.
Die Wendelinusverehrung ist sehr alt. Hier sind die Bauern aus der ganzen Umgebung hingekommen, um den Viehpatron zu verehren. Aber auch Mütter, die in Hoffnung waren, pilgerten gerne dorthin.
Es ist eine der nördlichsten Wendelinuskapellen, von denen es zahlreiche in Deutschland gibt. Man muss es erlebt haben, wie sich die Prozessionen am Sonntag nach dem Wendelinusfeste (20. Oktober) aus verschiedenen Richtungen hier am Waldrand treffen und um die Kapelle einen Halbkreis bilden, wie alle der Predigt zuhören, dann beten und singen. Die Vögel des Himmels und die Tiere des Feldes stimmen in den Jubel mit ein.
Quelle: Gabriel Busch, Kapellenkranz um den Michaelsberg, 113 Kapellen im alten Dekanat Siegburg